Wintersonnenwende mit Buntspecht

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Margarete genießt einen Kaffee auf dem Balkon. Sie ist beglückt von einem inspirierenden Gespräch und taucht in den Anblick eines Baumes ein, der von Flugwesen, wie Blaumeisen, Spatzen, Amseln und Rotkehlchen besucht wird. Bevor sie den seltenen Gast Buntspecht erblickt, hört sie sein Klopfen. Er trommelt mit seinem Schnabel gegen die Rinde des Baumstammes. Er sitzt plötzlich direkt vor ihr auf einem Ast. Margarete lauscht ihm und fühlt sich durch diesen prachtvollen bunten Seelenbotschafter in eine andere Zeit versetzt. Sein fulminantes Schnabeltrommeln lässt sie in eine leichte Trance sinken. Das Bild des Spechts und des Baumes verschwimmt langsam vor ihren Augen. Sie vernimmt innerlich noch die Worte: Schreite über die Schwelle. Dann geschieht es: Die Rinde des Baumstammes öffnet sich gleich zwei riesigen Burgtoren. Margarete fühlt den Übergang in eine andere Zeitlinie und geht voller Mut durch das offene Tor.

Wer mag die Worte gesprochen haben? Margarete schwirrt einiges durch den Kopf, während sie in das Dunkel eines Tunnels eintaucht und sich an den kalten feuchten Wänden entlang tastet. Das Klopfen des Spechtes vernimmt sie immer noch. Ihre Augen gewöhnen sich langsam an die Schwärze. Schritt für Schritt führt der Weg hinab ins Erdinnere. Einatmen Frieden – ausatmen Stille. Margarete besinnt sich auf ihren Atemstrom und beruhigt ihre flatternden Nerven. Sie hört Flügelschlagen und spürt wie der Vogel auf ihrer Schulter landet. Sie zuckt kurz zusammen, weil die Krallen auf der Haut spürbar sind. Es ist der Buntspecht.

Ein wenig weiter sieht sie das Flackern von Pechfackeln und spürt Erleichterung. Das spärliche Licht erhellt die Dunkelheit. Margaretes Gedanken wandern zum bevorstehenden Lichtfest: die Wintersonnenwende. In tiefster Dunkelheit wird das Licht der Bewusstheit wieder geboren.

Margarete stolpert über einen Stein, fällt fast. Der Specht schlägt aufgeregt mit seinen Flügeln. Der Schrecken holt sie in den Augenblick zurück, das Hier und Jetzt. Im gelben Licht der Fackeln schaut sie an sich herunter und sieht ein zerrissenen Umhang, darunter schimmert ein Seidenkleid mit Stickereien. Margarete versucht sich zu erinnern, wer sie ist, kann aber keinen klaren Gedanken fassen. Jedenfalls ist das die denkbar unpassendste Kleidung für solch ein Abenteuer. Die Kräfte des Erdreiches ziehen sie magnetisch weiter hinunter. Der Weg scheint in Serpentinen gebaut zu sein. Ein Abstieg zu den Wurzeln in den Mutterschoß allen Seins, raunt es aus ihrem Innersten oder spricht der Buntspecht zu ihr?

Margarete wundert sich nicht mehr über ihre innere Stimme. Früher zweifelte sie noch, wenn sie hellfühlende Wahrnehmungen hatte, die von der „Norm“ abwichen. Nicht geNORMte Menschen sind immer eine Gefahr für das System, denkt Margarete, denn sie hinterfragen den geschäftigen sinnentleerten Wahnsinn der Welt. Wenn der Seele ihr Geist geraubt wird, dann erstirbt der Zugang zu anderen Zeitlinien und Bewusstseinsebenen. Schon wieder hatten ihre Gedankenströme sie hinweg aus dieser Erfahrung getragen. Der Specht klopft sehr sanft auf ihre Schulter und holt sie ins Jetzt zurück.

Der Abstieg ins Erdreich, das langsame bedächtige Voranschreiten kristallisiert ihre Bewusstheit auf das Schärfste, ihre Sinne sind hellwach und fokussieren sich auf den Augenblick. Es ist eine Freude begleitet zu sein von diesem Seelenvogel, denkt sie. Plötzlich erhebt er sich und fliegt voraus. Im Schein der Fackeln erahnt Margarete tiefer unten ein sehr helles strahlendes Licht. Der Specht trommelt aufgeregt mit seinem Schnabel. Gegen was nur? Ihr Herz klopft stärker. Es ist eine innere freudige Aufregung, ein Ahnen von Glückseligkeit. Sie schreitet in größeren Schritten hinunter, tiefer hinein ins Innerste, während der Buntspecht wieder auf ihrer linken Schulter Platz nimmt. Plötzlich erstrahlt vor ihr ein gleißendes Licht, so hell, dass Margarete geblendet ist. Selbst bei geschlossenen Augen ist das Strahlen so intensiv, dass Lichtpunkte erscheinen. Ihr Energiefeld vibriert. Langsam öffnet sie die Augen und steht vor einem riesigen Kristallwesen. Das muss ein Diamant sein, schießt es durch ihre Gehirnwindungen. Er strahlt und funkelt überirdisch aus sich heraus. Der Buntspecht flattert aufgeregt mit seinen Flügeln und diamantene glitzernde Lichtorbs verteilen sich tief unten im Erdinneren, wirbeln tanzend umher. Margarete ist zutiefst berührt. Der Specht trommelt im freien Flug gegen den Diamanten. Es öffnet sich ein Spalt, gerade so breit, dass Margarete hindurch schlüfpen kann. Das Innere ist pures strahlendes gleißendes Licht. Sie muss ihre Augen schließen und spürt wie sie tiefer in ihren Seelengrund eintaucht, in einen ewigen Raum jenseits aller Zeitlinien. Innerlich nimmt sie wahr wie ihr Körper sich in Lichtpunkte auflöst, gleichsam verschmelzend mit dem Diamantlicht.

Margaretes Bewusstsein kristallisiert sich im Geiste des ALL-Eins-Seins. Ein Licht, das hinaus strahlt in die Welt. Ihre neuronalen Netzwerke sprühen Lichtfunken in alle Galaxien, vereinen sich mit dem Großen Universellen Bewusstsein, mit der allumfassenden Intelligenz des Seins und mit allen Seelenwesen auf allen Seinsebenen.

Plötzlich spürt Margarete wie der Buntspecht aufgeregt auf ihrer Schulter flattert. Margarete öffnet ihre Augen. Sie sitzt auf dem Balkon und lächelt dem Buntspecht zu.

3 Kommentare

  1. Vielen Dank für diese sehr ❤️ herzberührende, schöne Geschichte…mit so vielen, klaren Botschaften für diese Welt. Wundervolle, lichtbringende Worte zur Wintersonnenwende!! Danke Dir 🤗 Iris!

  2. Dankeschön liebe Iris, für diese lichtvolle Lyrik zur Wintersonnenwende 😌✨🪐💫🌟 Weihnachtsabendliche Grüße von deiner Antje 🎄🎄🎄💝

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