Vom Umgang mit Leid

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Freude & Leid, Glück & Unglück, Gelingen und Nichtgelingen als zwei Seiten einer Medaille zu begreifen und anzunehmen, ist meiner Ansicht nach die eigentliche Herausforderung im Leben.

Analog betrachtet möchte unsere Leistungsgesellschaft immerwährend nur einatmen, anstatt auch auszuatmen und sich auf einen „Pol“ – nämlich Glück & Freude beschränken.

Grundlegend ist der erste Schritt: den Widerstand gegen Schmerz und Leid aufgeben.

Mit viel Geduld, Übung und einer großen Portion Zärtlichkeit mir selbst gegenüber ist es möglich, den inneren Leidensmonolog anzuhalten.

Bin ich  in diesen Zuständen, dann atme ich sehr flach. Der Verstand wiederholt unablässig meine Leidensgeschichte und stellt Warumfragen:

Warum geschieht mir das?

Was soll ich nur tun?“

Tief und bewusst atmen, die eigenen Gedanken beobachten und den Schmerz zulassen.

Das übliche Programm zu ändern, wie ich mit Leid umgehe, ist ein Eingriff in unsere DNA, sagt Pema Chödrön, meine Lieblingsautorin. Sie regt an die Textur des Schmerzes zu beschreiben. Ist er dunkel, zähflüssig, warm oder kalt… Genial, finde ich.

Freude und Leid gehören zusammen wie das Ein- und Ausatmen, Tag & Nacht.

Zwei Zustände, die einander bedingen. Kein Pol ist besser oder schlechter als der andere, nur hat unsere Leistungsgesellschaft beschlossen, einen Zustand als „richtig“ und wünschenswert zu verherrlichen.
Warum lehrt niemand an Schulen und Universitäten, wie wir anders mit Ängsten und Leid umgehen können?

Ich übe, mich gütig und zärtlich in diesem Zustand des Unvermögens zu behandeln. Die tibetisch-buddhistische Sichtweise kein Drama aus dem einen oder anderen Zustand zu machen, wirkt äußerst entspannend und wohltuend.

Der Verstand will einfach nur ein Ende des Leides und versteht die Paradoxie des Seins nicht. Bei vielen Menschen herrscht zudem unbewusst die Angst vor Strafe bei „schlechtem“ Verhalten aufgrund eines fehlinterpretierten christlichen Glaubensystems.

Aus den alten Denk- und Glaubenssystemen auszusteigen, die bewerten und verurteilen, braucht viel Geduld und jede Menge Disziplin.

Es ist eine Art innerlicher Krieg gegen uns selbst: Selbstverurteilung und Selbstverbesserung, als wäre ich ein reparaturbedürftiges Wesen. Dabei sind die

Der Versuch allen Menschen mit offenem Geist zu begegnen, vor allem mir selbst gegenüber, wenn mich Emotionen der Trauer, Angst verfalle, ist hilfreich.
Ich spüre, dass ich berührbarer, gütiger und offener mir selbst und anderen gegenüber bin.

Wenn es mir nicht gelingt, dann lächele ich mir zu, aber auch nicht immer. Macht nichts, weitergehen.

Laufen habe ich auch nicht von heute auf morgen gelernt.

Herzlichst,

Iris M. Hesse

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