Filous Verschwinden

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Ach, es ist so wundervoll, wenn sich meine Fellnasen-Welt in ihrer Ordnung befindet: Fressen im Napf, Spaziergänge und viel Streicheleinheiten. Und immer dann, wenn alles in Ordnung scheint, kommt die nächste Herausforderung.

Eine Tasse mit heißem Tee kippt um und landet auf meinem Rücken, als Iris sich am Spätnachmittag zum Schmusen zu mir setzt. Sie erschrickt, springt auf, ich jaule heftigst und sehr laut. Ihr Freund stürmt besorgt in die Hütte. Ich bin wie von Sinnen, renne wie von einer Tarantel gestochen an ihm vorbei hinaus, renne und renne, gefangen im brennenden Schmerz, und verschwinde für Stunden von der Bildfläche. Es wird dunkel, in der Ferne flüstert der Wind und über mir flimmert meine Sternenheimat Orion, die mir den Weg auf diesem Planeten weist. Die Sorgenwellen von Iris erreichen mich. Sie suchen nach mir, pfeifen und rufen, doch der Schock sitzt tief und erinnert mich an andere unschöne Ereignisse meines Vorlebens.

Alles, absolut alles, kann sich von einer Sekunde auf die andere ändern, denkt Iris derweilen. Mein Verschwinden fühlt sich an wie ein plötzlicher Tod eines geliebten Wesens. Unvorbereitet und aus heiterem Himmel geschieht etwas Unerwartetes.

Im Grunde ist alles Leben ein sehr zartes Gebilde, das jederzeit einstürzen kann. In meiner irdischen Heimat Eldoria ist das Verschwinden von Wesen emotional sehr aufgeladen und in der Erinnerung des Landes und seiner Bewohner gespeichert. Iris fühlt, wie der Kummer dieses Landes in den Wurzeln der Erde nachhallt.

Mit dieser kristallklaren Bewusstheit über die Vergänglichkeit taucht sie in die warme goldene Stille ihres Herzens ein – findet Zuflucht auf ihrer Seeroseninsel – mit jeder Atemwelle breitet sich Frieden in ihr aus. Was auch immer geschieht auf der Leinwand ihres Lebensschauspiels, hier ist sie in Sicherheit. Ich bin sehr berührt, dass sie meine Gefährtin für diese Lebensreise ist. Mehr zu unserer Sternenbegegnung liest du hier.

Sie spürt tief in ihrem Herzen, dass ich zurückkehre.

Du fragst dich vielleicht, wie ich als Hund das alles wahrnehmen kann? Nun, ALLes ist in der kosmischen Matrix gespeichert und abrufbar – für jedes Wesen auf diesem Planeten. Ich, Filou von Orion, empfange Bilder ihrer Seele und reagiere auf ihre Gefühle.

Während ich durch die Nacht laufe, spüre ich meine Orionbrüder und weiß, dass auch Iris ihre Sinne in die Unendlichkeit ausrichtet. Als ich die Hütte erreiche, liegt der silbrige Mondenschein über allem und Iris’ Geistführer sind gegenwärtig in ihrem energetischen Feld.

Als Iris vor die Tür geht, um nach mir zu rufen, bin ich da. Ihre Augen treffen meine, und in diesem Blick liegt ozeanische Dankbarkeit. Eine Welle der Erleichterung erfasst mich, ich bin noch im Schockzustand und laufe mit hängendem Kopf hechelnd in die Hütte. Ich werde versorgt und beruhigt. Das Glück der Rückkehr ist wundervoll.

Diese kristallklare Bewusstheit über die Kostbarkeit des Lebens schwingt in meiner Seelengefährtin nach. Das große Lebensspiel hält immer wieder Überraschungen bereit, um hinter die Fassade aller Erscheinungen zu blicken, Gleichmut zu üben und das Leben mit jedem Herzschlag zu feiern.

Am nächsten Morgen gehen wir spazieren, und freuen uns, dass wir in den tiefen Schluchten von Eldoria und unter dem unendlichen Sternenhimmel noch viele Abenteuer gemeinsam erleben dürfen.

Filou von Orion

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