Was ist Erfolg? Und warum ist Baruch de Spinoza so aktuell?

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In unserer heutigen Zeit gibt es Schlüsselwörter im persönlichen Lebenslauf. Erfolg hat sich zu einem dieser magisch aufgeladenen Begriffe entwickelt, die kennzeichnen, zu welcher Gruppe in der Gesellschaft wir gehören: den Erfolgreichen oder den Erfolglosen.

Aber was bedeutet das Wort Erfolg eigentlich?

Heute bedeutet Erfolg eindimensional das Gelingen einer persönlichen Bestrebung und wird mit dem Wort Sieg – über was auch immer – gleichgesetzt.

Wir können in der sprachlichen Entwicklung und in dem Gebrauch von Wörtern – insbesondere seit der Industrialisierung – erkennen, dass eigentlich mehrdeutige Begriffe nur noch eindimensional verwendet werden. Sehr spannend ist das paradoxe Wort aus dem englischen „without“ – das noch eine ganzheitliche Sichtweise der Welt symbolisiert.

Das wird insbesondere an dem Begriff Glück deutlich. Glück bedeutet ursprünglich den Ausgang einer Sache zum Guten oder Schlechten, erst später wird die Silbe „un“ für den negativen Ausgang hinzugefügt. Hierin sehe ich das Anliegen nach „Eindeutigkeit“ im Menschen, der zunehmend versucht, alle ganzheitlichen Begriffe zu spalten, in zwei Teile, damit es besser „definiert“ werden kann und das Leben „einfacher“ wird.

Für die wissenschaftliche Betrachtung, die auf der Formel Ursache und Wirkung beruht, ist diese Herangehensweise erst einmal unerlässlich, allerdings gehören Tag und Nacht zusammen. Oder können sie eine Manifestation von der anderen trennen?

Mitunter wurde mit dem Wort Erfolg lediglich das Erfolgen bzw. der schicksalhafte Verlauf eines Ereignisses beschrieben.

Das ist insofern spannend, weil in dem Wort Schicksal, das „sal“ – Salz (lat.) vorkommt und ein solches Ereignis als das geschickte Salz des Lebens interpretiert werden kann.

Im Grunde sind im Leben diese sogenannten salzreichen Gerichte, die wir unbewusst kochen, die wesentlichen Wendepunkte und im Nachhinein, erscheinen sie uns fast folgerichtig, wenn wir bereit sind mit dem Leben zu kommunizieren, anstatt nur in eine zweidimensionale Spaltung der Ereignisse zu verfallen.

Viele erleben lange bevor etwas Definitives geschieht gewisse Hinweise in Form von kleinen Unfällen, Krankheiten, oder in unserem direkten Umfeld passiert etwas Unvorhergesehenes. Der eindimensional denkende Mensch wird hierin etwas sehen, was einfach geschieht und ihm als Opfer der Umstände, als „Zufall“ widerfahren ist.

Damit werden Tausende von Jahren Weisheitslehren unter den postmodernen Teppich wissenschaftlicher Theorien gekehrt und hauptsächlich ausgeblendet.

Im Grunde ist nichts wesentlicher als die Entwicklung der Vernunft durch eine ganzheitliche Wissenschaft, wenn sie in der Lage wäre, jene Bereiche nicht auszublenden, die noch manchen surrealistisch anmuten: die Umsetzung quantenphysikalischer Erkenntnisse in unserem tägliches Leben. Alles ist mit allem sprichwörtlich verbunden, aber viele weigern sich standhaft das anzuerkennen und stecken im „alten materialistischen Denken“ fest, in der alles mit der reinen Vernunft wissenschaftlich erwiesen werden soll. Dahinter steckt die verborgene Angst vor einem nicht definierten „Gottesbegriff“, das es Kräfte oder Dinge außerhalb von uns gäbe, die Einfluss auf unser Leben haben. So zumindest eine Theorie.

Ein Exkurs in das 17. Jahrhundert mag verdeutlichen, dass wir immer noch nicht in der Lage sind, einen naturwissenschaftlichen Gottesbegriff umzusetzen, der in unserer derzeitigen weltpolitischen Lage mehr denn je gefordert wäre und der uns helfen könnte, wirklich ganzheitlich zu denken und zu forschen!

Baruch de Spinoza, dessen Werke heute aktueller denn je sind, formuliert im Jahr 1661, dass Gottes- und Naturerkenntnis eine dialektische Einheit bilden und zusammenfließen … zu einer einzigen Substanz (…) er Gott von der Natur nicht trenne, wie es alle anderen tun, von denen er Kenntnis hat. (…)

Spinoza wollte beweisen: 1. dass es keine begrenzte Substanz gibt, dass vielmehr jede Substanz in ihrer Gattung unendlich vollkommen sein muss…, 4. Dass es im unendlichen Verstand Gottes keine Substanz gibt, die nicht formal in der Natur wäre. (s. de Vries, Theun: Spinoza, rororo, S. 80)

Zu allen Zeiten wurde mit den Elementen, Feuer, Wasser, Luft und Erde und den Kräften des Universums kommuniziert, die in uns ein Synonym sind für Emotion (Feuer), Seele (Wasser), Luft (Verstand) und Leib (Erde) und vor allem als schöpferische Wesen, die wir sind. Um es mit Spinozas Worten zu sagen, sind wir aus einer einzigen Sustanz gewebt.

Spinoza formuliert das in seiner „Kurzen Abhandlung von Gott, dem Menschen und seinem Glück“: Die Natur wird durch sich selbst erkannt und nicht durch irgendein anderes Ding. Sie besteht aus unendlichen Attributen, deren jedes endlich und vollkommen in seiner Gattung ist, zu dessen Wesenheit die Existenz gehört, so dass außer ihr keine Wesenheit oder Sein mehr ist und sie so genau übereinkommt mit der Wesenheit des allein herrlichen und hochgelobten Gottes. (a.a.O.)

Und es gibt trotz aller Erkenntnis und allem Bewusstsein über unser göttliches natürliches Dasein Ereignisse, die geschehen müssen, damit wir aufwachen aus dem ewigen Schlaf des Alltäglichen, der routinierten Abläufe, die uns einhüllen in eine Funktionalität, die Droge des modernen Menschen, die uns glauben macht, die Gespaltenheit in Tag und Nacht sei die „ganze“ Wirklichkeit.

Was sagen Sie dazu?

Leben Sie wohl und be- „geistert“

Ihre Iris M. Hesse

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