Um mich zu erblicken, müsst Ihr Zweibeiner langsam gehen, schreiten sozusagen, denn ich bin winzig klein und seeeeehr langsam. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer Euer Füße mich eher erwischt als Euer Auge, ist sehr groß.
Aber heute ist mein Glückstag.
Mein wundervolles farbiges Gehäuse und meine Langsamkeit, mein Dahinkriechen über Stock und Stein lassen diese Zweibeinerin beim Spaziergang mit der weisen Hündin Ava innehalten. Sie hat ihr uraltes Mobiltelefon dabei und fängt meinen Schneckengeist im Bild ein.
Ich spüre ihr Gefühl der Rastlosigkeit, ein großer innerlicher Druck, der sie dazu verleitet zu viel körperlich zu arbeiten. Ich nehme als hochsensibles Schneckenwesen, ihren Muskelschmerz wahr, der sie seit über einem Jahrzehnt, wie ein treuer Freund begleitet (medizinisch: Fibromyalgie). Der Schneckenweisheit sei es gedankt, dass diese Zweibeinerin all das wahrnimmt und mich um meinen Rat bittet.
Zu Hause angekommen, beim Kaffee mahlen, flüstere ich ihr das Wort Schneckentempo ein. Dann meldet sich eine Freundin aus der Heimat, deren Kosewort „Schnecki“ ist. Auch sie nimmt sich nach vielen Jahren des Funktionierens, nicht genug Zeit für Muße und für sich. Alle anderen und deren Bedürfnisse sind immer wichtiger.
Liebe Zweibeiner, schaut mich Schneckenwesen an. Mein spiralförmiges einzigartiges Haus und entdeckt meine Langsamkeit. Es geht um Innehalten, wenn ich Euren Weg kreuze, zieht Euch in Euer innerseelisches Schneckenhaus zurück, um Kraft zu sammeln und alles zu verarbeiten. Ihr gelangt dadurch wieder in Eure Mitte, dreht Euch nicht dauernd im Kreis alter Themenfelder.
Meine Haus ist spiralförmig und so möge Euer Weg sein. Tief hinein ins Innere und durch liebevolle Erkenntnis gestärkt, bewegt Ihr Euch wieder hinaus ins Licht.
Eile mit Weile… wenn ich Euch begegne, dann haltet inne und kriecht tief in Eure Seele.
Aus tiefstem Schneckenherz in Eure Seele gesprochen.
Wuuuuuunderbar