Eine Eiche philosophiert über Denkmist

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Als 600jähriges Eichenwesen throne ich auf einem Hügel mit Rundblick. Ein Misthaufen befindet sich ganz nah meiner Wohnstatt. Während ein Menschenwesen eine Karre voller Pferdeäpfel den Hügel hinauf schiebt, höre ich ihren inneren Monolog: Mist aufsammeln und wegtransportieren, sehr symbolische Handlungen. Sie sinniert über die Produktion von Denkmist: Themen wie Klimaerwärmung, vor Jahren war es Waldsterben, Tschernobyl, das Ozonloch, der Weltuntergang zur Jahrtausendwende etc. Es geht um kollektive äußere Bedrohungen die Existenzangst verbreiten. Im privaten ist die Obsession ähnlich, das Dauerdenken verbunden mit Klagen, Kritik zwischen Gestern und Morgen. Die andauernde Produktion von Denkmist führt zu einer Überhitzung des Gehirns, zum Schmelzen der neuronalen Polkappen aufgrund Überlastung durch sinnlose Gedanken, die im Umkehrschluss oft mit Selbstzerstörung verbunden sind, weil kein Ausstieg aus der Denkmühle gefunden wird.

In den Hunderten von Jahren, die ich hier lebe, habe ich häufig die Frage vernommen, wann es besser wird. Früher beschäftigten sich die Menschenwesen mehr mit Wetterbedingungen, der Ausgang einer Ernte war lebenswichtig. Heute höre ich von Stadtmenschen, die mich aufsuchen, die Frage: Wie lange wird es dauern, bis ich aus der Krise komme ?

Meine Antwort darauf: Das ganze Leben. Eure Verwandlung ist ein andauernder Prozess. Ihr mögt den Gedanken nicht, sondern wollt festhalten, an imaginärer Sicherheit und der Illusion, dass die Erde nicht vulkanischen Ursprungs ist. Erst in tiefsten Krisen, in der schwärzesten Dunkelheit forschen einige von Euch nach Licht und Erkenntnis, nach Wegen und Möglichkeiten mit Euch anders umzugehen.

Hier komme ich auf den Denkmist zurück. Euer Verstand bewertet, verurteilt, ist dauernd am Reden, selten neutral oder gar lobend positiv. Eure innere Schallplatte mit Sprung ist abwertend, häufig zerstörerisch. Das Auswechseln der Platte benötigt eine klare Entscheidung.

Als das Menschenwesen an mir mit ihrer Schubkarre vorüberschreitet, flüstere ich ihr zu: Nur wer ganz tief in sich und der Erde verwurzelt ist, kann in Dürrephasen und Lebensstürmen bestehen. Das benötigt Zeit und Geduld!

Was mich betrifft, hält dieser Wachstums- und Verwandlungsprozess seit 600 Jahren an und er geht noch ein paar Hundert Jahre weiter. Aus Menschensicht ein Hauch von Ewigkeit.

Wie fühlt sich dieser Zeitraum für Dich an?

Ihr kennt den Spruch, dass Zeit alle Wunden heilt. Wenn die Wunden offen sind und brennen, könnt Ihr Euch nicht vorstellen, dass es je wieder anders wird. Ist es nun Balsam für Euch, wenn ich sage, dass Eure Lebenswurzeln stärker werden, weil Ihr Euch beginnt zu hegen und zu pflegen, Eure Seele wässert und überholte Lebenssituationen wie trockene Blätter abwerft. Manchmal ist eine Dürre heilsam, weil Parasiten sterben. Manch ein morscher Arm wird bei einem Sturm abgerissen. Eine Erleichterung und Neues kann wachsen.

Ihr könnt erkennend werden, dass Ihr genau dieses Menschenleben habt, um Euch anzunehmen, so wie Ihr seid. Wundervoll & einzigartig. Jedes von Euch Menschen- und uns Wurzelwesen.

Erinnert Euch immer wieder an den Naturmythos, des Werdens und Vergehens, wenn Euer Lebensmut schwindet. In diesem Moment habt Ihr die einzigartige Möglichkeit, die Produktion von Gedankenmist zu stoppen, auf die Suche nach Euch selbst und Euren Wurzeln zu gehen.

Stille, tief in Dir und mir ist ein Ozean voller Stille.

Tauche in mein Sein hinein und erlebe meine Welt von innen heraus, wann immer Du möchtest.

Selbstverwirklichung ist ein immerwährender Wachstums- und Wandlungsprozess gleich den Jahreszeiten und Witterungsbedingungen.

Richtet Euch aus gen Licht & Liebe und lasst sie erblühen, jeden Moment ein wenig mehr.

Euer 600jähriges Eichenwesen

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