Noxi über Verwurzelungstrauma

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Du wunderbare geliebte Erdgeborene, ja, ich meine dich, die du gerade meine Botschaft aufschreibst. Endlich hast du mich gefragt. Das hat echt viel Erdzeit gebraucht, die es gar nicht gibt.

Du und dein 2beiniger Begleiter, ihr werdet aus dem Nest geworfen, das Thema kreist schon lange über euch. Immer wieder die Frage, wo wollen wir leben, gibt es ein wir und wenn ja, muss 2beiner Land „besitzen“, wenn Planet Erde nur sich selbst gehört. Mehrfach habt ihr versucht definitiv anzukommen. Konkrete Wurzeln schlagen, ist wohl euer beider Riesentrauma. Deine Ahnen flohen einst aus Pommern, seine Vorfahren aus Spanien und Frankreich, ob nun wegen Krieg oder Not, welcher Sternenkater weiß das schon so genau.

Das konkrete Ankommen auf Mutter Erde. Es gibt immer wieder Rückzieher, Zweifel und nennen wir es beim Namen: Angst. Riesengroße Angst getarnt hinter Sätzen, wie diesen: „ich fühle es nicht…“ – „ich muss nichts besitzen“ – Teschow, alles nur nicht dieses Dorf.“

Als du mich in deinen Armen ins Haus getragen hast, schnurrte ich dir ins Herz, dass wir egal wo ihr eure Zelte aufschlagt verbunden sind. Die Sehnsucht nach Antwort ist so groß bei dir, dass du glaubst, es sei ein Grundstück gegenüber. Es ist das Bodenlose, dass du nicht gerne aushälst, das nicht wissen, das gänzliche Loslassen.

Vor einigen Monaten wurde mein Revier gekapert von zwei schwarzweißen jungen Kriegerkatern aus der Nachbarschaft. Absolut unfair zu zweit. So ist das Katerleben in der „selva del oriente“ – der östliche Urwald Mecklenburgs. Von einem anderen Stern zu sein, du kennst das Gefühl wie ich. Meine kosmische Perspektive ist einzigartig, wenn ich auch Unterstützung bekomme von Apanatchi, dem Sternenfohlen einer Nachbargalaxie, aber sie ist noch in Ausbildung und wurde kürzlich operiert, so dass ich die wichtigen Dinge selbst in die Pfoten nehmen muss.

Hier gibt es Orte und Wesen, liebe 2beiner, die habt Ihr in dieser Dimension noch nie gesehen. Ich schwöre bei meinen Göttern, alles ist hier gigantisch und wächst rasend schnell.

Bevor du ankommst, gilt es loszulassen von allen irdischen Wünschen und dem 2beiner Wollen des kleinen Ich’s, das nach Sicherheit lechst.

Die einzigen Wurzeln, die ihr pflegen solltest, sind die geistigen, der Rest ist irdisch endlich und begrenzt. Meine blauen Sternenkaterauchen fixieren dich im ängstlichen Zweifel, denn wohnen ist existentiell, könnte man meinen. Ist es nicht, existentiell ist atmen, sonst nichts.

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