Federica über das Erziehungskorsett

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Hier stehe ich nunmehr, eine argentinische vierhufige Seefahrerin auf einer grünen Wiese und lerne loszulassen von alten Verpflichtungen und Gewohnheiten, immerwährend gleichen Handlungsabläufen. Ein Abschied vom durchgeplanten Dasein, das sich wie  ein Korsett anfühlt, was mir angepasst wurde und das irgendwie zu meinem wurde.

Jahrelang kenne ich nur das Programm raus aus dem Stall, gesattelt werden und Übungen für Turniere absolvieren. Jahrelang ist das meine Criollostutenwelt im Sport, ohne, dass ich je darüber hätte nachdenken können.

Ich frage mich: Was macht ein Pferdeleben eigentlich aus?  Und vielleicht fragt Ihr Euch, was ein Zweibeinerleben ausmacht? Handelt Ihr aus eigenem Antrieb oder nur, weil es alle „so“ machen?

Jetzt bin ich in einer Phase der „langen Weile“ gelandet, die sich wundervoll und seltsam ungewohnt anfühlt. Eine Zweibeinerin geht mit mir spazieren, fährt mit mir Fahrrad, ich laufe neben ihr her und genieße ausgiebig die Landschaft, die herrlichen Ausblicke in der Mecklenburger Schweiz. Ich sauge die Wellen und Hügel aus verschiedenen Grüntönen in mich auf.

Dennoch warte ich innerlich immer noch irgendwie auf die „böse“ Überraschung. Kurze heftige Schmerztsunamis erschüttern mich. Ich spüre meine Begrenzung aufgrund meiner bisherigen Erziehung, auf andressierte Signale durch Zweibeiner zu reagieren und alle Anforderungen schnell perfekt auszuführen, um nicht gemaßregelt zu werden. Die Angst „vor“ dem Zurück ins alte Dasein (Training, Leistung, Schmerz) beherrscht mich, ich bemerke es und schnaube tief.

Es ist nicht leicht, spüre ich, das wirkliche innerliche Loslassen von der eigenen Vergangenheit und den damit verbundenen Ängsten. So viele Jahre haben sich bei mir ins Gedächtnis eingebrannt und das neu programmieren braucht Zeit.

Kennt Ihr das Gefühl aus dem eigenen Handlungskorsett nicht raus zu kommen?

Gleichsam bin ich ganz im Jetzt, in diesem Moment bin ich voller Zärtlichkeit und Zuneigung für mich und für Euch. Das ist die Phase des Umlernens, wundervolle Augenblicke im Jetzt. Einen Huf nach dem anderen, geduldig.

Meine Zweibeinerin will mit mir spielen, springt vor mir meiner Nase herum. Ich bewege mich nicht, denn ich weiß gar nicht mehr, wie das geht. Spielen…

Plötzlich blitzt in meiner Erinnerung die argentinische Pampa auf. Unermessliche Weite, die ich als Fohlen genoss, eine große Herde, rennen, toben, spielen. Einfach Pferd sein dürfen.

Wann wart Ihr das letzte Mal einfach kindliche Zweibeiner?

Mit meinen 18 Pferdejahren beginne ich ein neues Kapitel und befreie mich aus dem Erziehungskorsett, in das ich geschnürt wurde. Begrenzungen überwinden, mich neu ausprobieren und Ängste überwinden.

Wir gehen diesen Weg gemeinsam. Mit Euch spüre ich mich, mein großes Energiefeld des Loslassens und der großen Kraft, die uns alle durchströmt.

Ach, liebe Zweibeiner, ich fühle, dass es einige unter Euch gibt, die das Thema kennen und die Sehnsucht danach haben, wirklich im Sein anzukommen und Eure Gaben zu leben.

Taucht dankbar in diesen Moment des völligen Bewusstwerdens ein und fühlt den stillen See unterhalb der Geräuschkulisse des Denkens.

Ich, Federica, bin ein Feld der Genesung. Ich schenke Euch Vertrauen in den Lebensfluss, so wie ich ihn gerade erlebe. Jeden Augenblick ein wenig mehr, tiefer, stiller.

Immer bei Euch,

Eure Federica

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