🕷️Tarantel Walburga – Transmutationsagentin

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In der Abenddämmerung schleicht sich Walburga, eine wunderschöne, riesige Tarantel, durch einen geheimen Tunnel, den sie unter den Wurzeln der alten Hütte gegraben hat. Lautlos gleitet sie über Stein und Schatten, bis sie im Inneren auftaucht – und langsam die Wand emporklettert.
Als du mich erblickst, fährt dir ein greller Schrei über die Lippen – so grell, dass selbst das Herz eines alten Baumwesens innehält.
Mein Körper, von dunkler, samtiger Behaarung bedeckt, gehört zur Familie der Wolfsspinnen. Ich habe acht leuchtende Augen, die mir einen Rundumblick über Welten und Zeiten schenken. Ich kann bis zu dreißig Menschenjahre leben.
Ich bin Walburga – Weberin der Welten auf acht Beinen.

Meine Art ist älter als die Dinosaurier, mehr als 350 Millionen Jahre trägt meine Familie Weisheit durch die Zeitlinien.
Ich bin Botschafterin für Transmutation – und deine Zeit ist gekommen.

Tage vergehen. Ich erscheine dir immer wieder – zuweilen in Begleitung.
Und als ich erneut die Wand hinaufsteige und du erkennst, dass ein Wasserglas zu klein ist, um mich zu fangen, weiĂźt du: Ich bin eine Botschafterin.
Du beginnst zu lauschen. Zu forschen. Zu träumen.

Ich höre ein Flüstern: „Löse die letzten Schatten. Ehemalige Wünsche, alte Projektionen – sie haben dich gefangen gehalten. Doch nun erkennst du das Netz, das du selbst gewebt hast: Aus deinem Wollen. Deinem Wünschen. Deinem Hoffen.
Der Verstand spinnt Fäden aus Gedanken – und formt daraus ein klebriges Netz der Gewohnheit, das du für dein Zuhause hältst.“

Walburga schweigt kurz und blickt tief in meine Seele – mit ihren acht Augen der Unendlichkeit.
„Du willst wirklich lebendig sein – jeden Atemzug verbunden mit der Göttin deines Herzens.“
Ich erwache, bin berĂĽhrt.

Ich sehe Walburga am nächsten Abend draußen vor der Hütte – und zum ersten Mal mit ganzem Herzen und ohne Abscheu. Ich verneige mich innerlich, voller Dankbarkeit. Sie ist eine Führerin durch meinen inneren Tartaros.
Alchemistin meiner Seele.

Irgendwie dachte ich, dass der Walburga-Transmutations-Prozess vorbei sei, als ein sehr altes Thema auftaucht, das mich schon lange begleitet: Wohnen – Ohnmacht gegenüber Hausbesitzern.
Als es beim ersten stärkeren Niederschlag hineinregnet und das Wasser durch die Tür läuft, fühle ich mich derart hilflos wie lange nicht mehr.
Wut und Ohnmacht halten mich tagelang im Griff.
Mantren und Atemübungen helfen nicht. Ich bin wütend auf mich, dass mich dieses Thema so viele Jahre in Fesseln hält.

In den nächsten Nächten treibt eine Ratte in der Zwischendecke ihr Unwesen – ein weiterer Wandlungsbote aus der plutonischen Unterwelt.

Am nächsten Morgen hilft mir Filou – er bellt und jault, will raus. Ich gehe mit ihm spazieren und bete innigst zur Göttin meines Herzens um Erleuchtung.
Plötzlich sehe und empfinde ich die Nabelschnur zum Mutterthema: Keine Muttermilch, wenig Zuwendung, Gewalt, Ablehnung – das Leben ein ständiger Kampf.

Die Tränen fließen.
Ich setze mich auf einen Stein, verkreuze die Daumen und lasse meine Hände wie Schmetterlingsflügel auf die Brust klopfen.
Ich bin so glücklich, dass ich die EMDR-Übung tatsächlich mache und nicht – wie früher – in den Abgrund stürze.
Ich fühle die Verbindung: Seele – Mutter – Hütte – alles Mondthemen.

Endlich… das Klopfen wird langsamer. Ein Knoten löst sich. Wieder eine HĂĽrde geschafft – dank der äuĂźeren Lehrmeister auf der weltlichen Leinwand.

Plötzlich fühle ich, wie mich ein goldenes Netz umhüllt – wie ein Kokon.
Walburga sitzt darin, ruhig und wachsam.
Sie hat in einer Höhle ein Netz für die Geburt ihrer Nachkommen gewebt – und ich spüre: ich bin ein Teil dieser Geburt.

„Wer seine Quelle in sich findet,“
spricht Walburga in meine Seele,
„der weiß, dass alles ein Spiegel ist.
Gleichmut erfüllt dich, kein Verstricken mehr.“

Die Tage vergehen, und ich spĂĽre ein Kreisen in mir.
Etwas Altes will gehen.
Ich schlafe unruhig, winde mich in Gedankenspiralen.
Ich wiederhole Mantren.
Von Blei zu Gold – schießt es durch meine Gehirnwindungen.

Dann, kurz vor dem Morgengrauen, erscheint Walburga mir erneut. „Fokussiere dich auf die Göttin deines Herzens – den Tempel deiner Seele.
FĂĽhle, wie du eins wirst mit der unendlichen Liebe, die du bist.
Lade die Meister deiner Seele ein: Babaji. Mataji. Yogananda. Jesus. Sri Yukteshwar.
Bitte um Unterstützung – jede Sekunde mit dem Göttlichen in dir verbunden zu sein:
in Gedanken, Worten und Taten.
Und spüre die Liebe deiner Geist-Führer – die Fellnasen, deine Naturbuddhas.“

„Ziehe den Bauchnabel sanft nach innen,
ruhe in deinem Herzen,
und lasse Gold aus deinem dritten Auge in dein Herzchakra fließen.“

Ein warmer Strom durchleuchtet mich.
Ich werde durchlässig. Golden. Schwerelos.
Goldnebel.
Und in diesem Nebel sehe ich alles –
doch nichts haftet mehr.
Ich beobachte. Ich bin.
Nicht mehr Opfer. Nicht mehr Täter.
Gewahrsein – Zeugin.
Das König-Himmel-Reich –
es ist immer in dir.“

Es ist kein Weg.
Keine Anstrengung.

Und ja – es braucht Mut.
Fokus.
Ein ständiges Zurückkehren ins Jetzt.
OM.
Hong – So.
Va-Shi

Absolute Präsenz.
Kein Suchen mehr.
Sein.

Und je mehr ich fĂĽhle,
desto realer wird es.
Desto stärker wird sie –
Walburgas Präsenz.

So riesig, dass ich nun lächle über ihr Sein.
Walburga schweigt. Und schaut mich an.

Wochen sind vergangen.
Es hat Zeit gebraucht, bis ich verstand, das sie ein Geschenk der Erkenntnis fĂĽr mich hat. Wieder dachte ich, dass der Prozess beendet sei. Und dann kommt nochmals eine Schmerzwelle.
Ich atme. Und gehe mit Filou in die Schlucht zu den wilden Eseln.

Auf halbem Weg höre ich ein Miauen – eine wunderschöne, goldgelbe Katze mit langem Fell taucht aus dem Gebüsch. Sie stürzt hervor, rennt zu uns, will an mir hochklettern.
Ich setze mich.
Sie wirft sich mir förmlich an den Hals, leckt ihn ab, schnurrt.
Filou schaut mich an. Entspannt.
Er akzeptiert sie.

Der junge Kater folgt uns den ganzen Weg. In den nächsten Tagen freue ich mich über das
Spielen und Kuscheln – einfach sein, erinnere mich an Noxi, meinen Sternenkater: wie sehr ich das vermisst habe.
Ich staune ĂĽber die kosmische Weisheit.
Und ĂĽber die FĂĽgung.

Ich verneige mich vor der Weisheit Walburgas.
Und nun kann in neues Kapitel beginnen.

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